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Der Kanal ist kein Abfalleimer

Abfälle über die Toilette entsorgen: Es gibt gute Gründe, warum genau das nicht erlaubt ist. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, warum und weisen auf mögliche Folgen für unsere Umwelt und das System „Abwasserbeseitigung“ hin.

Schmutz und Niederschlagswasser

Es gibt inzwischen viele Bereiche, in denen das Niederschlagswasser (=Regenwasser) von Dach-, Hof- und Verkehrsflächen getrennt von dem Schmutzwasser aus Dusche, Toilette, Küche, etc. geführt wird. Hierbei ist von einem sogenannten Trennsystem die Rede, d.h. in der Straße liegt ein Kanal für die Ableitung des Schmutzwassers und ein weiterer Kanal für die Ableitung des Niederschlagswassers. Bereits bei der Entsorgung von Putzwasser ist deshalb darauf zu achten, dies in einem Ausgussbecken oder der Toilette zu entsorgen und nicht über einen Sinkkasten in der Straße oder eine Hofentwässerung. 

Wenn Putzwasser dem Niederschlagswasserkanal zugeführt wird, führt dies dazu, dass die Chemikalien und Reinigungsmittel in die Umwelt gelangen. Ausschließlich die Abwässer aus dem Schmutzwasserkanal werden über die Kläranlage gereinigt, während die Abwässer aus dem Niederschlagswasserwasserkanal in Gewässer eingeleitet oder über den Boden versickert werden.

Aus diesem Grund muss Putzwasser, das als Schmutzwasser zu bezeichnen ist, entsprechend über die Schmutzwasserleitung entsorgt werden. Wir bitten Sie, dies zu beachten!

Zwar gibt es in den alten Ortslagen auch eine Vielzahl von Gebieten, die im sogenannten Mischsystem entwässert werden, in denen also nur ein gemeinsamer Kanal für Schmutz- und Niederschlagswasser verlegt wurde. Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen, weshalb die sicherste Variante ist, Schmutzwasser grundsätzlich über die Toilette oder Ausgussbecken zu entsorgen und niemals über Hof- und Straßeneinläufe.

Feuchttücher verstopfen Pumpen

Ein weiteres Problem ist die Entsorgung von Feuchttüchern über Toiletten.

In unseren Abwasseranlagen treten immer mehr Störungen an Pumpstationen auf, verursacht durch den Eintrag von Faserstoffen.

Grund hierfür sind feste und zugleich elastische Baby-, Kosmetik-, Desinfektions- und Reinigungstücher aus Vlies, sogenannte Feuchttücher. Diese sind zwar durchaus praktisch, allerdings sind sie nicht für die Entsorgung über die Toilette geeignet, da sie sich im Abwasser nicht auflösen, sondern lange, feste Klumpen bilden. Dies liegt unter anderem am Anteil synthetischer Fasern in vielen dieser Produkte.

Hierdurch verstopfen unsere Pumpen. Diese wiederum sind allerdings an vielen Stellen des Verbandsgebietes des AVUS notwendig, um das Abwasser bis zur Kläranlage zu transportieren.

Wenn sich die Feuchttücher um das Pumpenrad wickeln, führt dies dazu, dass es letztendlich blockiert wird und sich die Pumpe abschaltet. Der Ausfall von Pumpen kann zu Rückstau und Abwasseraustritt führen. Um sie wieder gangbar zu machen, ist eine mühevolle händische Zerlegung der Pumpe notwendig, um die Störstoffe entfernen zu können. Dies kostet sowohl Zeit als auch Geld und könnte vermieden werden, wenn Feuchttücher ausschließlich über den Hausmüll und nicht über die Toilette entsorgt werden.

Bitte denken Sie deshalb bei der zukünftigen Verwendung solcher Produkte an eine ordnungsgemäße Entsorgung über den Hausmüll.

Essenreste locken Ratten an

Aus unserer betrieblichen Erfahrung heraus müssen wir immer wieder feststellen, dass Essensreste über die Toilette entsorgt werden. Dies führt zu mehreren Problemen.

Essenreste sorgen für ein erhöhtes Nahrungsangebot für Ratten in der Grundstücksentwässerung sowie der öffentlichen Kanalisation. Dies wiederum sorgt für eine Erhöhung der Rattenpopulation, denn Ratten halten sich nur in Bereichen auf, in denen ein großes Nahrungsangebot vorliegt. Hierzu tragen auch offene Komposter, Futterreste sowie Futterstellen für Vögel, zugängliche Müllsäcke und nicht verschlossene Müllbehälter und vieles mehr bei. Um der Ursache für eine erhöhte Rattenpopulation entgegenzuwirken, sollte jede Person hierauf achten und potentielle Nahrungsquellen unzugänglich aufbewahren.

Außerdem stellt die Entsorgung von Essensresten ein erhebliches Risiko für die Funktionsfähigkeit der Abwasserleitungen dar, denn Anhaftungen an Rohrwänden durch fettige Speisen in Verbindung mit Ablagerungen aufgrund der Menge und des Gewichtes können dazu führen, dass sich die Rohrleitungen komplett zusetzen. Diese Ablagerungen müssen dann aufwendig mit Hochdruck-Spülverfahren gelöst werden.

Deshalb sind Essenreste nicht über die Kanalisation, sondern über die Biotonne zu entsorgen.

Öle und Fette

Motoröle können erhebliche Umweltauswirkungen verursachen, wenn Sie in die Kanalisation gelangen und sind deshalb in geschlossenen Behältern über die örtlichen Schadstoffsammelstellen zu entsorgen. Kleinere Mengen Speiseöl können über geschlossene Behälter im Restmüll entsorgt werden. Um zu verhindern, dass Öl in den Wasserkreislauf gelangt, müssen Betriebe, in denen verstärkt Öl eingesetzt wird, wie Werkstätten und Tankstellen, besondere Öl- und Benzinabscheider vorhalten. In diesen wird Öl vom restlichen Schmutzwasser abgetrennt und kann separat entsorgt werden.

Neben Öl ist auch Fett ein sehr problematischer Stoff im Abwassersystem. Fette in gelöster Form setzen sich beim Erkalten an den Rohrwandungen fest und reduzieren hierdurch zunehmend den Querschnitt. Die Entfernung solcher Anhaftungen ist sehr schwierig und kann nur mittels Reinigungsdüsen und Hochdruck-Spülverfahren erfolgen. Erfolgt eine solche Reinigung nicht, können Kanalrohre sogar vollständig verstopfen und dadurch erhebliche Betriebsstörungen verursachen. Diese zu beseitigen ist aufwendig und kostenintensiv. Aus diesen Gründen haben beispielsweise Gastronomiebetriebe spezielle Fettabscheider in ihre Entwässerungsanlage einzubauen und zu unterhalten.

Zum Schutz des Kanalnetzes und der Umwelt ist es deshalb wichtig, die oben genannten Punkte zu beachten.

Chemikalien zerstören Biologie     

Chemische Substanzen dürfen keinesfalls über die Toilette entsorgt werden.

Farben, Lacke, Lösungsmittel und sonstige chemische Substanzen können die Gewässer und damit die Umwelt erheblich schädigen. Entsprechende Hinweise finden Sie auf den jeweiligen Verpackungen.

In der Kläranlage können Sie die biologischen Prozesse so weit beeinträchtigen, dass die empfindlichen Mikroorganismen absterben und dadurch die Reinigungswirkung der gesamten Kläranlage erheblich gestört wird oder sogar zum Erliegen kommt. Wurden die Organismen erst einmal abgetötet, würde es viele Wochen dauern, bis diese sich erneut so weit aufgebaut haben, dass die ursprüngliche Reinigungsleistung der Anlage wiederhergestellt ist. Bis dahin könnte die Kläranlage diverse Grenzwerte des Abwassers nicht einhalten.

Derartige Substanzen sind deshalb unbedingt über die Schadstoffmobile bzw. Problemmüllbusse oder Wertstoffhöfe zu entsorgen. Die Termine der Entsorgungstage und Standorte finden Sie im Abfallkalender oder auf der Internetseite der kommunalen Abfallwirtschaft Mainz-Bingen AöR, ebenso wie weitere Hinweise, welcher Stoff wie entsorgt werden kann. Hierbei kann das „Abfall ABC“ auf der Website hilfreich sein.

Fazit

Anhand der oben genannten Beispiele konnten wir hoffentlich nicht nur verdeutlichen, welche Stoffe nicht über die Toilette entsorgt werden dürfen, sondern vor allem auch welche Folgen eine unsachgemäße Entsorgung hätte. Wir hoffen deshalb auf Ihre Unterstützung und Mitarbeit. Vielen Dank!

 

 

  • Großer Ballen an verfestigtem Fasermaterial
  • Von Faserstoffen umgebene Tauchpumpe
  • Vollständig blockierte Pumpe
  • Material, welches aus einer verstopften Pumpe herausgeholt wurde

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